Bernhard Mikoleit
Für was ich mich besonders anstrengen muss
„Ich setzte den Fuß in die Luft, – und sie trug.“
Diese Zeile der Lyrikerin Hilde Domin berührt mich seit vielen Jahren – auch und gerade vor dem Hintergrund von Domins eigener Geschichte. Etwas wagen. Im Vertrauen auf sich selbst und das Leben. Die Zeile ist für mich kein Verweis auf eine einfach anzuwendende Formel. Sie ist für mich eine ernstzunehmende Herausforderung weil es mir in diesem Sinne eben nicht immer leicht fällt, in ein mutiges Antwortverhältnis zum Leben zu treten.
Was mich geprägt hat
Im Studium zu erleben was es heisst den falschen Weg eingeschlagen, d.h. das falsche Fach gewählt und trotzdem „durchgezogen“ zu haben. Als Lehrer für verhaltensauffällige Jugendliche zu erfahren, wie gewaltig positiv gute menschliche Beziehungen wirken. Als Unternehmensberater die Grenzen von Selbst- und Systemoptimierung gespürt zu haben. Im Neuromarketing eine Ahnung von den Möglichkeiten des Unbewussten bekommen zu haben und davon, wie wenig wir Menschen über das wissen, was unser Verhalten so machtvoll steuert. In Bereich der Medizin (Compliance-Forschung) erfahren zu dürfen, wie Sinn im Leben – trotz Leiden – Lebensenergie und tiefe Freude bedingt.
Warum ich meine Stärken entwickelt habe
Mein Lieblingswort ist Lebendigkeit. Der Sozialwissenschaftler H. Rosa schreibt:
„Lebendig werde ich erst, wenn das Andere da draußen mit mir so in Beziehung tritt, dass ich durch diese Beziehung selbst verändert werde, dass ich mich dabei und darin verwandle.“
„Das Andere“ das war für mich zunächst mein Leben das stattfand, während ich etwas anderes plante. Lebendigkeit entstand für mich jedoch vor allem im Austausch mit anderen. Ich erhielt Rückmeldungen und konnte mich im Dialog weiterentwickeln. Ich hatte das Glück, vielen bemerkenswerten Menschen zu begegnen, die mir das ermöglicht haben.
Meine Empfehlung zu Stärken
Etwas zum Nachdenken.
Bei meiner Arbeit stiess ich vor Zeiten auf folgende These, die mich nachdenklich gemacht hat:
Ein Mensch kann dann, und nur dann, bewusst eine Entscheidung treffen die er als zu sich selbst passend erlebt, wenn er seine Stärken kennt und diese bei seiner Entscheidung berücksichtigt.
Lassen Sie diese These doch mal auf sich wirken. Wenn das stimmt, wäre das nicht eine kraftvolle Erkenntnis? Welche Möglichkeiten würden sich daraus für Sie ergeben?
Was ich noch sagen wollte
Meine Erfahrung: Beim Finden von Stärken hilft eine innere Haltung die es erlaubt, sich selbst in einem positiven Licht zu sehen. Es hilft (1) der Versuch realistische Erwartungen zu entwickeln und Enttäuschungen auszuhalten und (2) der Versuch sich selbst mit seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Der Lohn der Mühen ist die Freiheit, nicht mehr ein idealisiertes (falsches?) Selbstbild verteidigen zu müssen. Gelingt dies so leidlich, kann die Sicht auf verborgene Stärken frei werden. Schwierig? Ja! Hier schliesst sich der Kreis: Den Fuss in die Luft setzen und – probieren Sie es selbst …