Download als PDF

Zeit das Unbewusste positiv zu nutzen

von Bernhard Mikoleit

Nutzen Sie für Ihre Arbeit die Ergebnisse psychologischer Tests? Sind diese meist explizit? Dann ist es Zeit etwas Neues auszuprobieren.

Diktat des Denkrahmens

Meist ist es unbewusst. Die Art, wie wir die Welt sehen und in ihr agieren, hängt ab von einem Denkrahmen. Er zeigt den für uns wichtig gewordenen, gewohnten Ausschnitt der Wirklichkeit – er schließt ein und er grenzt aus. Für den Physiker Helmut Pietschmann bestimmt das alte naturwissenschaftlich-mechanistische Weltbild immer noch stark diesen Rahmen. Erkannt wird nach Pietschmann was analysiert werden kann, Reproduzierbares, Eindeutiges, Quantifizierbares, Widerspruchsfreies und kausal Begründbares. Eine Auswirkung auf unsere heutige Arbeit mit Menschen ist: Durch die Übernahme der Ideale von Eindeutigkeit, Widerspruchsfreiheit und kausalen Begründungen besteht in der Psychologie, in der es oft um genau die aus dem Rahmen ausgegrenzten Bereiche geht, ein blinder Fleck. Es gibt Bereiche, in denen es lohnt, sich vom alten Denkrahmen zu befreien.

Zeit für einen neuen Denkrahmen

In Wissenschaft und Beratungspraxis rückt mehr und mehr die Bedeutung des Unbewussten für das Erleben und Verhalten von Menschen in den Fokus. Individualität und Einmaligkeit werden zur Normalität. Selbst das für die Psychologie wohl wichtigsten Diagnosehandbuch der Welt, das ICD trägt dem in seiner neuen, 11ten Ausgabe Rechnung. Erzwungene Eindeutigkeit weicht Vielheit und Gleichzeitigkeit von scheinbar Widersprüchlichem. Um damit umzugehen, reicht der alte Denkrahmen nicht mehr aus.

Limitierungen des alten Denkrahmens

Mit dem impliziten visuellen Fragebogen, dem Visual Implicit Profiler (VIP)®, können auch unbewusste Anteile der Persönlichkeit gemessen werden. Wie aber etwas sichtbar machen, das an sich unsichtbar ist? Der VIP kann den Verfahren der dynamischen Typologien zugeordnet werden. So ist es dem VIP möglich eine Art Typenbeschreibung abzugeben: Analyse, Quantifizierung, Ergebnis – ganz gemäss dem Vorgehen im alten Denkrahmen. Die Folge ist jedoch: Besonders die Menschen, die nicht im stark vereinfachenden Sinne „eindeutig“, sondern vielfältiger sind, erkennen sich nur schwer im Ergebnis wieder.

Szenisches Verstehen als Zugang zu sich selbst

Kinder setzten das, was sie bewegt, u.a. im Spielen in kleine szenische Handlungen um. Damit wird das Erlebte durch das Spiel verarbeitet bzw. verstanden. Auch Erwachsene bleiben auf einer bestimmten Ebene Spielende. Das was Menschen sind ist nicht nur in ihrem expliziten Wissen enthalten, sondern auch in dem, wie sie sich mit anderen in Beziehung setzen, in dem Spiel, den Szenen, in die sie mit ihrer Mitwelt verstrickt sind. Teile des Unbewussten liegen nach diesem Verständnis nicht in den Tiefen der Seele, sondern im Aussen. Das Unbewusste ist das Unverstandene im Handeln.

Synthese statt Analyse

Ein Teil der VIP-Auswertung besteht deshalb aus Berufsrollen, die sich aus dem Testergebnis ergeben z.B. „zwischen Menschen vermitteln“ und „kritisch hinterfragen“. Sie sind individuell passende Kristallisationspunkte für das Gespräch mit einer Fachperson, in dem die Testperson gedanklich in ihre Rollen eintaucht – in Gedanken handelt. Unbewusste Ressourcen werden erkannt und verstanden, indem sie bei der szenischen Verknüpfung mit der eigenen Geschichte, Beziehungserfahrungen, gesellschaftlichen Konventionen, Veranlagungen und Fantasien als Selbst-kompatibel erlebt werden. Das Ganze geschieht in einem stets positiven Denkrahmen, der konstruktiv und motivierend wirkt. So kann das Unbewusste positiv genutzt werden, ohne auf Bewährtes zu verzichten.